3 Dinge, die du über dein Nervensystem wissen solltest
1. Dein Autonomes Nervensystem will immer dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist
Die Hauptaufgabe deines Autonomen Nervensystems besteht darin, dein Überleben zu sichern. Daher versucht es, mögliche Gefahren zu vermeiden. In der Steinzeit war so eine Bedrohung vor allem der Säbelzahntiger. Nachdem dieser ausgestorben ist, sehen unsere Gefahren heute ganz anders aus:
- Briefe vom Finanzamt
- Mögliche Konflikte mit den Schwiegereltern
- Der kritische Blick des Vorgesetzten
- Veränderungen im Leben
Um nur ein paar zu nennen. Diese Situationen sind zwar in der Regel keine lebensbedrohlichen Gefahren, aber dein Körper bzw. dein Nervensystem reagiert genauso wie das deiner Vorfahren vor über 12.000 Jahren bei der Begegnung mit einem Säbelzahntiger.
Das ist auch der Grund, warum es dir so schwer fallen kann, deine Gewohnheiten zu verändern, Grenzen zu setzen und deine Ziele zu verwirklichen. Dein Nervensystem möchte das beibehalten, was es kennt. Denn das Bekannte fühlt sich oft sicherer an. Schließlich hast du das bisher auch überlebt.
Es kann also sein, dass du dir selbst unbewusst immer wieder Stress erzeugst, einfach, weil dein Nervensystem ein höheres Stresslevel gewohnt ist. Dich zu entspannen, kann dann unbewusst bedrohlich wirken.
Was also nicht zu deinen bisherigen Erfahrungen passt, blockiert dein Nervensystem daher oft. Selbst wenn es etwas ist, was du dir so sehr für dich wünschst. Du bleibst in deinen ungeliebten alten Mustern gefangen.
Dabei möchte ich nochmal betonen: Dein Nervensystem möchte dir damit nicht schaden! Es möchte dein Überleben sichern, dich schützen. Wenn es die Wahl zwischen der Verwirklichung deiner Ziele oder deiner Sicherheit (aus Nervensystemsicht) hat, wird es sich für die Sicherheit entscheiden.
Um deine Gewohnheiten dennoch zu verändern und deine Wünsche zu verwirklichen, ist es also wichtig, deinen Körper miteinzubeziehen:
- Indem du dein Nervensystem kennenlernst, bist du den bislang unbewussten Vorgängen nicht mehr hilflos ausgeliefert.
- Wenn du mit deinem Nervensystem arbeitest, also es spüren und regulieren lernst, kannst du es für deine gewünschten Veränderungen öffnen. Du kannst neue Entscheidungen treffen, deine Verhaltensweisen und Gewohnheiten ändern und mehr und mehr deinen Weg gehen.
Übrigens: Sicherheit ist etwas, was du deinem Nervensystem nicht mit dem Verstand einreden kannst. Es ist das biologische Erleben deines Körpers, dass keine Gefahr droht. Daher ist es auch so wichtig, mit deinem Körper zu arbeiten. Genau das mache ich mit dir in meinem 1:1 Coaching.
2. Dein Nervensystem ist schneller an Bord als dein Verstand
Wie wir gesehen haben, möchte dein Nervensystem dich vor sämtlichen Gefahren schützen. Dazu nimmt es deine Umwelt und auch dein Inneres ständig wahr. Tritt nun der Ernstfall ein, ein Auto kommt auf dich zugerast oder deine Schwiegermutter macht eine kritische Bemerkung, schlägt dein Nervensystem innerhalb von gerade mal 14 Mikrosekunden Alarm und aktiviert deinen gesamten Körper. Willkommen im Überlebensmodus!
Dein Körper ist bereit zu kämpfen, zu fliehen oder zu erstarren. So langsam kommt dann auch dein Kopf hinterher: Nach 24 Mikrosekunden kommt die Information einer (potentiellen) Gefahr im Gehirn an.
Doch wie gesagt, hat zu diesem Zeitpunkt dein Nervensystem bereits die Führung übernommen: Du bist in einem angeregten Nervensystemzustand. Alles ist darauf ausgerichtet, auf Gefahren zu achten und zu reagieren.
Im Falle des Autos, das auf dich zukommt, macht das auch total Sinn. Du kannst blitzschnell reagieren und zur Seite springen.
Dieser Zustand kann im alltäglichen Leben aber auch zu Fehlinterpretationen führen. Ist dein Nervensystem häufig in diesem Überlebensmodus, was in unserer Zivilisationsgesellschaft oft der Fall ist, siehst du Kritik, Gefahr und Angriff, wo es vielleicht gar nicht der Fall ist. Einfach, weil dein inneres Weltbild darauf ausgerichtet ist. Oder du hast in der Vergangenheit ähnliche Erfahrungen gemacht und nun reagiert dein Nervensystem eben auf Bemerkungen eher sensibel.
In diesen Momenten kann es dir also schwerfallen, zu sehen, dass die Bemerkung deiner Schwiegermutter nicht so gemeint sein könnte oder du dir zumindest eine ruhige Antwort überlegen kannst.
Das macht es so schwer, die Veränderungen in deinem Leben umzusetzen, die du dir wünschst. Doch indem du dein Nervensystem regulierst und seine Kapazität ausweitest, kannst du nachhaltig einen neuen Umgang mit solchen Situationen etablieren.
3. Im Gefahrenmodus schaltet dein Verstand ab
Dein Überlebensmodus ist ein sehr biologischer Vorgang. Es geht darum, dass du überlebst. Dazu werden die Bereiche deines Körpers, die dir dabei helfen können, gut mit Blut und Nährstoffen versorgt. Das sind zum Beispiel deine Muskeln, denn die brauchst du um wegrennen zu können.
Die Teile deines Körpers, die du im Moment von Kampf oder Flucht weniger brauchst, werden entsprechend heruntergefahren. Dazu gehört auch dein präfrontaler Kortex - dein Verstand. Dein logisches, kreatives und rationales Denken nimmt bei potentieller Gefahr von einem Moment auf den anderen ab. Denn sein wir mal ehrlich: Während dir der Säbelzahntiger auf den Fersen ist, musst du keine binomischen Gleichungen lösen können.
Und auch, wenn unsere heutigen Gefahren ganz andere sind als die unserer steinzeitlichen Vorfahren, hat sich dieses Vorgehen im Körper bis heute erhalten.
Deswegen fällt es dir schwerer, gute Entscheidungen zu treffen und angemessen zu reagieren, wenn du gereizt bist.
Es ist also wichtig, auf körperlicher Ebene ein Empfinden von Sicherheit herzustellen, damit dich die kleinen und großen Herausforderungen des Alltags weniger in den Überlebensmodus bringen. So können Verstand und Körper Hand in Hand gehen. Denn Nervensystemarbeit heißt nicht, dass du deinen Verstand nicht brauchst. Es geht darum, dein Nervensystem zu regulieren, damit du deinen Verstand für dich einsetzen kannst. Dazu bringe ich gemeinsam mit dir im 1:1 Coaching dein Nervensystem in Balance.
P.S.: Es geht dabei nicht darum, gar nicht mehr in den Überlebensmodus bzw. eine Übererregung zu kommen. Es gibt Situationen, in denen wir diese Zustände brauchen, in denen Stress hilfreich ist. Doch es geht darum, einen gesunden Umgang mit diesen Zuständen zu lernen und nicht dauerhaft darin gefangen zu bleiben.
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