3 einfache Tools für zwischendurch, um dein Nervensystem in Balance zu bringen
Spüre zunächst, wie es dir geht
Bevor du eines oder mehrere der Tools nutzt, die ich dir hier vorstelle, nimm dir gern einen Moment Zeit, um zu schauen, wie es dir gerade wirklich geht. Fühlst du dich:
- ruhig & entspannt
- motiviert & energiegeladen
- müde & erschöpft (eher Untererregung) oder
- überreizt, angespannt & getrieben (eher Übererregung)
Wenn du in einer Über- oder Untererregung bist, helfen ganz simple Tools am besten, um wieder mehr in Richtung Balance zu finden. Denn diese Zustände sind in deinem System komplexe Vorgänge. Dann sind es gerade die einfachen Dinge, die dich regulieren. Auch oder gerade, wenn du diese vielleicht zunächst langweilig finden magst. ;)
Tool 1: Das Orientieren
Dein inneres Überwachungssystem aka dein autonomes Nervensystem scannt die ganze Zeit (unbewusst) deine Umgebung danach ab, ob du in Sicherheit bist oder dir Gefahr droht. Daran passt es den Zustand deines Körpers an, also ob du eher angespannt oder ganz relaxed bist.
Durch die Orientierungsübung machst du dir diesen automatischen Vorgang bewusst. Du signalisierst deinem Nervensystem, dass du gerade sicher bist. So findet es in einen regulierteren Zustand - du fühlst dich sicherer und verbundener mit dir.
Mache dieses kurze Orientierung am besten alle paar Stunden. Auch als kurze Pause bei der Arbeit ist diese Übung ideal, um dich zu regenerieren.
Und so geht es:
- Finde eine für dich bequeme Haltung. Dabei spielt es keine Rolle, ob du sitzt oder stehst.
- Beginne, dich langsam umzuschauen. Bewege deine Augen und deinen Kopf dabei sanft mit.
- Nimm alles ganz offen wahr: die Formen, Farben, Oberflächen - ohne irgendwo hängenzubleiben.
- Mache das so lange, wie du magst.
- Lasse deinen Blick nun an einer Stelle ruhen. Spüre mit geschlossenen oder sanft geöffneten Augen (wie es dir gerade lieber ist) in dich hinein: Wie geht es dir nun?
Tool 2: Der geführte Atem
Dein Atem ist eine kraftvolle Möglichkeit, um liebevoll auf dein Nervensystem einzuwirken. Bereits bewusst wahrzunehmen, wie du atmest, kann dich regulieren.
Eine Möglichkeit dafür ist der geführte Atem, den ich dir hier vorstellen möchte:
- Finde eine bequeme Körperhaltung, die dir gerade gut tut und die deinen Atem nicht einengt.
- Rufe dir deinen Atem über Handbewegungen ins Bewusstsein.
- Bewege dazu deine Hände mit den Handflächen nach unten vorm Körper auf und ab.
- Mit der Einatmung bewegst du die Hände nach oben, mit der Ausatmung gehen sie nach unten. Deine Handbewegung folgt also dem Rhythmus deines Atems.
- Mache das eine Weile, ohne den Atem bewusst verändern zu wollen. Beobachte, ob sich von ganz alleine etwas verändert.
- Im nächsten Schritt kannst du schauen, ob der Atem in einem anderen Rhythmus für dich noch angenehmer sein könnte.
- Dazu übernehmen deine Hände nun sanft die Führung. Bestimme also über ihre Bewegung den Fluss deines Atems.
- Solange du deine Hände nach oben bewegst, atmest du ein. Wenn du sie nach unten bewegst, atmest du aus.
- Mache das einige Atemzüge lang und lass dann die Hände wieder sinken.
- Spüre in dich hinein, ob und was sich verändert hat. Wie geht es dir nach dieser Übung?
Tool 3: Ohrenmassage für deinen Vagusnerv
Dein Nervensystem hat einen Bestandteil, der für Sicherheit & Verbundenheit zuständig ist: den ventralen Vagus. Er sorgt dafür, dass du entspannen kannst, zur Ruhe kommst und gelassener mit Stress umgehen kannst.
Der ventrale Vagus läuft unter anderem an und durch deine Ohren. Er kann durch Berührung in diesem Bereich aktiviert werden. Daher ist die Ohrenmassage eine wundervolle Möglichkeit, dir und deinem Nervensystem etwas Gutes zu tun. Ich selbst mache diese Übung, wenn ich mich überfordert oder gestresst fühle und merke, wie mein Atem dadurch ruhiger und tiefer wird.
Hier stelle ich dir einen Teil der Ohrenmassage vor, den du wundervoll in deinen Alltag einbauen kannst:
- Nimm Mittel und Ringfinger deiner beiden Hände auseinander und platziere sie jeweils vor bzw. hinter den Ohren.
- Massiere mit deinen Fingern streichend bzw. reibend auf und ab.
- Wähle dabei den Druck und auch Geschwindigkeit so, dass es für dich passt.
- Wenn es sich gut anfühlt, kannst du dabei auch deine Augen schließen.
- Mache diese Massage so lange es für dich passt.
- Im Anschluss spüre nach, wie du dich nun fühlst.
So kannst du mit diesen Übungen umgehen
Diese Übungen kannst du fast immer und überall machen. Du kannst sie einzeln machen oder auch zwei oder drei Übungen hintereinander. Dabei können ein paar Minuten schon viel bewirken, so dass dein Nervensystem mehr in Balance kommt und du dich regulierter fühlst.
Wenn du sie regelmäßig anwendest, helfen sie dir, die Kapazität deines Nervensystems langfristig zu steigern. So kannst du mehr halten, ohne in Zustände von Über- oder Untererregung zu geraten.
Dabei dienen diese Übungen jedoch nicht als Flucht, um dich dem, was gerade unangenehm ist, nicht mehr stellen zu müssen. Vielmehr helfen sie dir in die Balance zurückzufinden, so dass du dich aus einem Ort innerer Sicherheit dem stellen kannst, was dich gerade bewegt.
Jetzt bin ich neugierig: Welche der drei Übungen spricht dich am meisten an? Verrate es mir gern in den Kommentaren.
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